Sichtlich überrascht und gerührt zeigte sich der Hallensprecher des HSV Bad Blankenburg Henry
Conradi als ihm kurz vor dem Anpfiff des Spitzenspiels der 1. Männermannschaft in der
Mitteldeutschen Oberliga am 25.11.2023 gegen den damaligen Tabellenführer NHV Concordia
Delitzsch kurzerhand das Mikrofon aus der Hand genommen wurde und Aufsichtsratsmitglied Georg
Jahn ihn mit emotionalen Worten zum Ehrenmitglied des Vereins ernannte. Die Heimmannschaft
machte den Abend mit ihrer womöglich bisher stärksten Leistung perfekt und bezwang die Gäste in
einem spannenden und hochklassigen Duell mit 25:21.
Für „Henry“ ist es das i-Tüpfelchen, wenn am Ende eines solchen Heimspieltages auch noch ein Sieg
auf der Anzeigentafel in der Guths-Muths-Halle der Landessportschule in Bad Blankenburg steht und
er ärgert sich natürlich, wenn man verliert. Aber er hat nicht mehr die ganze folgende Woche schlechte
Laune wegen einer Niederlage. Früher war das schon so, aber jetzt definiert sich Erfolg im Verein
anders für den im August 60 gewordenen Blankenburger. „Es macht unheimlich Spaß wenn man sieht,
dass der Einsatz zum Erfolg führt und so ein Heimspieltag einigermaßen gut organisiert über die
Bühne geht“. Denn das ist mittlerweile seine Hauptaufgabe beim HSV. Conradi kümmert sich in
einem Team mit anderen Helfern, darum, dass die Heimspiele der ersten Männermannschaft zu einem
lohnenden Event werden. Da hängt viel Arbeit dran. Vom Aufhängen der Ankündigungsplakate überall
in der Stadt, über den Einkauf und den Transport aller nötigen Materialien an die Spielstätte, bis zum
Catering, Auf- und schließlich Abbau.
Und natürlich ist Conradi auch während dem Spiel voll im Einsatz, begrüßt die Mannschaften beim
Einlaufen, begleitet und kommentiert das Spielgeschehen und macht Stimmung in der Halle. Und das
seit mittlerweile fast 20 Jahren.
Den Weg zum Handball fand das Blankenburger Urgestein über seinen Bruder, der auf dem Spielfeld
für den HSV aktiv war. Auch seine Schwester warf den Ball als die Blankenburger ihre Heimspiele
noch in der Stadthalle austrugen. Er selbst hatte Handball zwar mal in seiner Jugend probiert, aber es
war nicht das richtige für ihn gewesen. Die Liebe zu dem Sport war trotzdem geweckt. Nach der
Wende machte er sich mit seiner Fahrschule selbstständig und unterstützt seitdem als Sponsor die
Handballer. Anfang der 2000er suchte Georg Jahn dann einen neuen Hallensprecher und in einem
feuchtfröhlichen Moment ließ sich Conradi überreden. Beim ersten Mal hatte er schon ganz schön
Nervenflattern. Aber seitdem ist er nicht mehr wegzudenken und als der Bruder aufhörte, blieb er
trotzdem dabei und steht seitdem Woche für Woche bereit. Ganze drei Heimspiele hat er seit 2004 in
seiner aktiven Zeit verpasst. Nächstes Jahr ist 20-jähriges Jubiläum.
Ab dem 01.01.2005 war Conradi dann auch ordentliches Vereinsmitglied und hatte immer schon auch
noch andere Aufgaben im Verein. Lange Jahre war er für die Geschäftsführung verantwortlich, zu
Drittligazeiten fuhr er auch einen der Kleinbusse, mit denen die Mannschaft auswärts unterwegs war
und auch heute ist er Mitglied des Hauptausschusses. Höhen und Tiefen hat er mit dem HSV Bad
Blankenburg mitgemacht und ist ihm stets treu geblieben. Nun ist er für seine langjährigen Verdienste
aufgenommen worden in die Reihe der Ehrenmitglieder, zu der auch andere Vereinslegenden wie
Stefan Ziski, Georg Jahn, Peter Magdlung, Eckhard Langhammer, Gerhard Hanl, Silke Langwald,
Reinhard Schmidt und Hermann Schubert gehören. Für ihn völlig überraschend, wie er sagt.
Es ist die Gemeinschaft und das Vereinsleben, dass es für Conradi ausmachen. In so einer HandballFamilie lassen sich auch Freundschaften fürs Leben finden. Mit Kumpel Gunnar Franke, der dem HSV
ebenfalls mit ähnlichem finanziellen und tatkräftigen Engagement zur Seite steht, war er zuletzt
gemeinsam im Urlaub. Meinungsstark und engagiert, temperamentvoll und herzlich, aber auch immer
zur Stelle, wenn es nötig ist und mit vollem Einsatz für seinen Verein. So könnte man Conradi
charakterisieren. Neben dem Handball bleibt nicht viel Zeit für anderes. Er ist zwar auch beim Bad
Blankenburger Carnevals Club dabei, Handball bleibt aber Priorität. Da muss sogar die Familie
manchmal zurückstecken. Urlaubsplanung und sonstige Freizeitaktivitäten werden
bemerkenswerterweise konsequent um die Handballtermine herumgeplant. Außer letzten Sommer, da
feierte Conradi seinen 60. Geburtstag und die Saisoneröffnung konnte auch einen Tag eher stattfinden.
Man findet immer irgendwie Lösungen und wenn man nicht weiter weiß, kann man immer Henry
Conradi anrufen. Denn darauf kann man sich verlassen, für ihn läuft Handball nicht nebenbei: „Es geht
nur mit vollem Einsatz, sonst funktioniert es nicht.“
Und was bringt die Zukunft? „Solange ich noch mitkomme bei dem, was auf dem Spielfeld passiert,
will ich auch als Hallensprecher weitermachen und der Heimspieltag – das ist mein Baby.“. Ein Leben
für den Handballsport. Oder wie es Conradi sagen würde: „Einmal HSV, immer HSV!“